Mehr als nur ein Job: Zu Besuch bei einer Tagesmutter

Friedrichsdorf, 2011. Die Kindertagespflege, also die Betreuung von kleinen Kindern durch Tagesmütter und -väter ist eine echte Alternative zu der Betreuung in einer Krippe. Die Babys und Kleinkinder werden  Zuhause bei der Tagesmutter oder dem Tagesvater einzeln oder in kleinen Gruppen individuell betreut. Das erfordert auf seiten der Tagesmutter neben Kinderliebe, Einfühlungsvermögen und beruflicher Kompetenz auch einen gut organisierten Tagesablauf. Verena Flemisch, interessierte Mutter, durfte Einblick nehmen und hat eine Friedrichsdorfer Tagesmutter besucht.

7.35 Uhr. Ich klingele an der Haustür von Tagesmutter Natalie, die mir zusammen mit ihrer 3 ½-jährigen Tochter auf macht. Lächelnd bittet sie mich herein, während ihr 14 jähriger Sohn gerade das Haus für die Schule verlässt. Und schon klingelt es wieder und die ersten beiden Tageskinder trudeln ein. Das Geschwisterpärchen (zweieinhalb Jahre und 8 Monate) wird liebevoll von Natalie begrüßt. Nach einem kurzer Austausch mit dem Vater geht es direkt weiter: Kinderwagen aus dem Keller holen, die Kleinste einpacken und die „Großen“ zum Abmarsch Richtung Kindergarten anziehen, in dem Natalies eigene Tochter die nächsten Stunden verbringen wird. Alles läuft reibungslos, fröhlich und unverkrampft. Zurück in Natalies Wohnung stehen schon die nächsten Tageskinder vor der Tür. Heute sind es insgesamt fünf - vier Mädchen und ein Junge zwischen 8 Monaten und fast drei Jahren. Man merkt gleich, die Kleinen kennen sich gut. Sie warten auf einander und beginnen den gemeinsamen Tag mit einem Begrüßungslied.

In der Miniwelt ganz groß

Eines der Kinder ist zum Eingewöhnen da, die knapp einjährige Tina. Ihre Mutter wird bald wieder arbeiten und gewöhnt ihre Tochter schon jetzt an ihre neue Bezugsperson und den etwas anderen Tagesablauf. Behutsam lernt die Kleine, dass sie die Zeit auch ohne Mama genießen kann und dass Natalie immer für sie da ist. Die „erfahrenen“ Tageskinder zeigen ihr wie es geht, sie spielen mit der Kleinen, singen und essen gemeinsam mit ihr - das gibt Sicherheit. Auch für die kleine Marie. Sie wird  müde und legt sich hin, bzw wird hingelegt, so ca.  eine halbe Stunde. Danach stehen alle an Maries Bettchen und rufen sie aus der Traumwelt leise zurück in die Spielwelt. Tagesmutter Natalie hat ein aufmerksames Auge und sieht gleich, was ihre Kleinen brauchen. Sie ist da, lacht, singt, spielt und malt mit ihren Schützlingen. Und wenn der Bauklötzchen-Turm zusammenbricht, dann wird der kleinen Baumeister getröstet.

Motivation und Organisation - ohne geht es nicht.

Natalie bietet an fünf Wochentage die Kindertagespflege an. Ihr Tag beginnt früh und endet, wenn nach der Betreuungszeit der eigene Einkauf und der Haushalt erledigt sind und die eigenen Kinder schlafend im Bett liegen. Es ist ein straff organisierter Tag, jeder Handgriff muss sitzen. Und doch darf das Persönliche, das Zugewandte nicht auf der Strecke blieben - genauso wenig wie die eigene Familie. Bei so viel Engagement frage ich mich, woher Natalie die Kraft und die Motivation für diese verantwortungsvolle Arbeit nimmt. Das Geld kann es nicht sein, denn reich wird in diesem Job niemand . „Mein Herz schlägt für Kinder”, sagt Natalie. „Für mich ist es schön, die Einzigartigkeit schon in jedem einzelnen kleinen Menschen zu erkennen, sie darin zu bestärken und zu fördern.“

Qualifizierte Betreuung garantiert.

Die professionelle Kindertagespflege braucht eine entsprechende Qualifikation. Um die zu bekommen, werden die Tagesmütter und -väter in Pädagogik, Psychologie, Selbstmanagement und Kommunikation ausgebildet. Das entsprechende Zertifikat gibt es erst nach Bestehen der schriftlichen und mündlichen Prüfungen.

Individuelles Gestaltungspotential

Der Job als Tagesmutter ermöglicht die unterschiedlichsten Dienstleistungskonzepte. Bis zu fünf Kinder darf eine qualifizierte Tagesmutter ganztägig betreuen. Manche betreuen nur zwei oder drei Kinder an drei bis  vier Tagen oder bieten nur die Vormittage als Betreuungszeit an. Als Selbständige kann jede Kindertagespflegeperson ihren zeitlichen Rahmen und die Gruppenstärke bestimmen und so Arbeit und eigenes Familienleben in Einklang bringen.

Natalie hat sich für ein tägliches Betreuungsangebot entschieden, das die Eltern der Kleinen gerne annehmen. Mittlerweile ist es 12 Uhr geworden und ein spannender und interessanter Vormittag mit Natalie und ihren Tageskindern liegt hinter mir. Für mich ist es nun Zeit „Tschüss“ zu sagen, während es bei Natalie noch  bis zum späten Nachmittag weitergeht. Dann wird sie auch das letzte Tageskind wohlbehalten seinen Eltern zurückgeben, in dem sicheren Wissen, dass es morgen ein fröhliches Wiedersehen gibt.

 
Verena Flemisch M.A./ Referentin für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung
Kommunikation & Coaching
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